Wir Menschen werden in Spannungssituationen und beim Streiten von einer Grundmotivation beherrscht. Diese zieht sich wie ein roter Faden bei jeder Kontroverse durch unser Denken, Fühlen und Handeln. Man nennt diesen permanenten inneren Beweggrund das „Leitmotiv“. Was aber ist der Beweggrund der einzelnen Streittypen?
Jeder Streittyp hat sein eigenes, für ihn charakteristisches Leitmotiv. Wir können das Leitmotiv eines Streiters entdecken, wenn wir uns sein Streitverhalten, seine Grundeinstellungen und den Gefühlsausdruck als Ganzes näher anschauen. Obwohl jeder Mensch auch sein persönliches Leitmotiv haben kann, erkennen wir beim Anpasser vor allem sein Streben nach Harmonie.
Das Leitmotiv bestimmt den Willen und das Handeln eines Streiters, ungeachtet seiner persönlichen Interessen und der Absicht, die einem Streit zu Grunde liegt. Auch der Auslöser, das Thema und das Ziel eines Streites, hat auf das Leitmotiv der beteiligen Kontrahenten wenig Einfluss.
Der Anpasser wird immer von seinem Harmoniebestreben bestimmt. Auch in einem Wortgefecht ist er darauf ausgerichtet, den Ausgleich und den Frieden mit dem Gegner zu finden. Dafür tut er in der Regel alles, was ihm möglich ist. Aber auch wenn er in einem Streit resigniert und sich schmollend zurückzieht, bleibt dieses sein Leitmotiv in ihm der ursprüngliche und unbewusste Beweggrund.
Der Motzer dagegen ist kein stiller Mensch. Ihn treiben die Emotionen an. In ihm kocht fortwährend die Volksseele und er selbst. Sein Kampf für die vermeintliche Gerechtigkeit wird jedoch generell nur von Groh, Trotz und Kränkungen bestimmt. Echte autonome Gefühle, wie zum Beispiel Ärger, Angst und Schmerz, werden wir bei genauem Hinhören in den Gefühlsausbrüchen des Motzers kaum wahrnehmen.
Sie ist die Grundmotivation während aller Meinungsverschiedenheiten und von nichts anderem wird er bestimmt. Über allen seinen Auseinandersetzungen steht das Ringen um die Sache, von der er durch nichts abzubringen ist. Die Kunst dabei ist, keine Gefühle zu zeigen. Auch beim Verletzer wird das Leitmotiv schon zu Beginn seines Kampfes mit dem Feind sehr schnell deutlich. Durch ihn, „den Feind“, wird der Verletzer feindselig; durch ihn bezieht er seine Energie. Sein unbedingter Wille ist die tragende, jedoch äußerst destruktive Schubkraft seines Streitverhaltens. Diesem seinem Leitmotiv hat sich alles andere unterzuordnen.
Menschen, die nie lernen dürfen, sich wirklich frei zu fühlen, brauchen für die kleineren und größeren Krisensituationen des Lebens solch einen vermeintlichen inneren Halt und eine Grundorientierung, an der sie sich festhalten können. Dahinter steht ein tief verwurzeltes Denk- und Verhaltensschema zusammen mit einem bis in das Unterbewusstsein ragenden Antreiber.